Das Fach Deutsch stellt sich vor
Sprache und Werte
Natürlich denkt man zunächst, dass Grammatik, Rechtschreibung und Zeichensetzung im Vordergrund des Deutschunterrichtes stehen sollten. Schließlich ist es auch die Aufgabe eines jeden Deutschlehrers/lehrerin, dafür zu sorgen, dass sich Schülerinnen und Schüler in jedem Kontext angemessen auszudrücken vermögen. Dabei geht es auch um die Weiterentwicklung der schriftlichen und mündlichen Sprachkompetenz und einen angemessenen Umgang mit der Sprache von Sachtexten, der Sprache der Literatur und um das Verständnis des sich wandelnden ästhetischen, kulturellen und gesellschaftlichen Wertes selbiger. Literaturgeschichte soll als Antwort auf den Zeitgeist, auch als zukunftsweisendes Gegenmodell erfahren werden und als Konkretisierung menschlicher Lebensentwürfe.
Das Fach Deutsch bietet darüber hinaus viele Möglichkeiten, nicht nur für Schülerinnen und Schüler relevante Themen in den Unterricht zu integrieren und sie darüber zu motivieren, sondern vielmehr auch die aktuelle Lebenswirklichkeit widerzuspiegeln und diese kritisch zu reflektieren. Wir wollen mündige Bürger, kritisch denkende Menschen mit einem individuell-gereiften Wertesystem, denn nur wer nicht alle Informationen unkritisch aufnimmt, sondern diese auch hinterfragt, wird später als Erwachsener für gesellschaftlich relevante Themen sensibilisiert sein und Position beziehen.
Auswahl der Texte und Textsorten
Kernlehrplan und Zentralabitur geben Rahmenbedingungen bzgl. der Textauswahl vor. Für die bleibenden Freiräume ist es uns wichtig, dass verschiedene Textsorten angemessen berücksichtigt werden. Dabei sollen klassische Texte aus dem Literaturkanon ebenso wie aktuelle, der Lebenswelt der Schülerinnen und Schüler entstammende Liedtexte beachtet und mit entsprechender Methodenkompetenz analysiert werden.
Schon früh soll auch das Theater und der Film als Kunstform den Schülerinnen und Schülern nähergebracht werden. Dabei sollen eben beispielsweise nicht nur Peter Weirs "Der Club der toten Dichter" oder Sophokles‘ Drama "Antigone" eine Rolle spielen, sondern auch Tom Tykwers "Lola Rennt" oder Süskinds Roman "Das Parfüm". Ein Liedtext von Herbert Grönemeyer kann genauso gesellschaftskritisch sein wie ein Text von Jan Delay, Culcha Candela oder "Wir sind Helden".
Interpretationsansätze
Literarische Texte, und hier insbesondere Gedichte und Liedtexte – nebst musikalischer Umsetzung –, sind ästhetischer Ausdruck von Gedanken und Gefühlen. Folglich soll eine schematische, schablonenhafte Analyse nicht Endzweck des Deutschunterrichts sein. Literarische Texte sollen auch emotional erfahren werden, um der Vielschichtigkeit von Aussage und Wirkung näher zu kommen. Zudem haben wir den Anspruch, die Schülerinnen und Schüler mit hermeneutischer Analysekompetenz vertraut zu machen, die sie nicht nur auf das Zentralabitur vorbereitet, sondern ihnen auch ermöglicht, die Gegenwartsrelevanz literarischer Texte bewusst zu hinterfragen.
Meta-Sprache
Das Thema "Kommunikationstheorien" verstehen wir nicht nur als per Lehrplan vorgegebene Unterrichtseinheit, sondern als permanenten Prozess gerade der Qualifikationsphase. Die Unterrichtsgespräche und die Lehrer-Schüler-Beziehung werden Gegenstand reflektierter Kommunikation, an deren Ende die Schüler z.B. kritische Distanz einnehmen können, sich ihrer Empathie und deren Wirkung bewusst sind, damit sie so Interaktion wissentlich gestalten können.
Außerschulische Lernorte / Projektarbeit
Regelmäßige Theaterbesuche sowie schuleigene Literaturaufführungen bieten zusätzliche Möglichkeiten, den besprochenen Texten Leben einzuhauchen und ihre gesellschaftliche Relevanz auf ihre Aktualität zu überprüfen. Insgesamt soll guter Deutschunterricht fächerübergreifende Kompetenzen wie vernetztes Denken, Kooperations- und Konfliktfähigkeit fördern und hierfür sollten alle uns zur Verfügung stehenden Methoden und Konzepte genutzt werden. Projekte einzelner Deutschkurse können ebensolche Kompetenzen vermitteln und Wissen vertiefen. Gleiches gilt für die sogenannten Projektkurse in den Deutsch-Oberstufenkursen, die wir möglichst oft anbieten wollen. Ein zusätzliches Konzept ist das Antolin-Programm, das an unserer Schule zur Förderung der Lesekompetenz genutzt wird.
Gesellschaftliche Zielsetzung des Deutschunterrichts
Wir wollen, dass junge Menschen sich zu empathischen und verantwortungsbewussten Mitgliedern der Gesellschaft entwickeln, die Engagement in diversen Projekten zeigen und hitzige – aber fundierte – Diskussionen führen können. Es gilt auch hier, sich später im Leben behaupten und engagieren zu können; die Basis dafür muss aber früher geschaffen werden. Dabei können im Unterricht aktuelle Themen besprochen werden, die eine zusätzliche Motivation schaffen, da sie auch die Interessen der Schülerinnen und Schüler respektieren und reflektieren. Denn nur wer sich ernstgenommen fühlt, wird auch Sinn und Notwendigkeit des eigenen Engagements erkennen.
Text: Melih Tüzem