Von lesbisch, schwul, bi und hetero bis trans*
Das Baesweiler Gymnasium ist jetzt auch offiziell eine „Schule der Vielfalt“. Das neu angebrachte Hinweisschild plädiert für Offenheit und sagt klar aus: Homo- und Transphobie haben hier keinen Platz.
Zufriedene Gesichter überall, wo man hinschaute. Als „Schule der Vielfalt“ firmiert das Gymnasium Baesweiler jetzt. Allein, dass man diese Auszeichnung in die Nordkreisstadt holte, erfüllt die daran beteiligten, überwiegend jungen Menschen mit Freude. Zur Auftaktveranstaltung in der Schule wurde das gefeiert.
Dazu gehörte auch die Enthüllung des neuen Hinweisschildes mit der Aufschrift „Come in. Wir sind offen. Lesbisch. Schwul. Bi. Hetero. Trans*“ im Verwaltungstrakt des Hauses. Dort begrüßte Jonas Ohlenforst, Lehrer am Gymnasium und Initiator des Projekts, die Gäste. Mit dabei die stellvertretende Schulleiterin und Studiendirektorin Birgit van den Berghen, zudem Frank Pohl, Landeskoordinator von „Schule der Vielfalt“, Lisa Reidl als Leiterin der AG, die beteiligten Schüler und Schülerinnen sowie Elternsprecherin Ulrike Gürtler. Sie alle können stolz sagen: „Wir haben etwas auf die Beine gestellt. Und das wird Früchte tragen.“
Hinter der Initiative steht ein bundesweites Antidiskriminierungsprogramm und Schulnetzwerk, das sich für eine größere Akzeptanz gegenüber geschlechtlicher und sexueller Vielfalt im Bildungsbereich einsetzt. Dazu Frank Pohl: „Es geht darum, dass an Schulen mehr für die Akzeptanz von unterschiedlichen Lebensweisen getan wird.“ Das entsprechende Zertifikat hatte die Schule bereits vor einem Jahr bekommen. „Wir haben sehr viel dafür gemacht“, unterstrich Ohlenforst und fasste ebenso wie die beiden Schülerinnen Mia Fischbach und Erna Coralic nochmals Details zusammen.
Auch Pohl stellte heraus, dass Schulen bestimmte Standards erfüllen müssen, um diese Ziele zu erreichen. Erna Coralic, Schülersprecherin, hob hervor: „Wir sind froh, dass wir nun endlich an den Start gehen können. Wir hoffen auf ein gutes Gelingen.“
So sind alle Beteiligten voller Enthusiasmus. Das galt auch für die Sprecherin der Elternschaft, Ulrike Gürtler. Sie erinnerte daran, „dass manchmal Gefühle und Bedürfnisse ganz tief vergraben sind“. Und sie zitierte Liedtexte aus dem rheinischen Karneval, etwa „Minsche wie mir“. „Wir dürfen und müssen uns auch nichts vorspielen. Wir sollten authentisch sein und unser eigenes Leben führen“, forderte Gürtler. Und: „Du bist nicht auf der Welt, um den Ansprüchen anderer zu genügen.“ Sie schloss ihren Beitrag schmunzelnd mit der Bemerkung: „Jeder Jeck is anders!“
Selbstverpflichtung unterzeichnet
Mit Blick auch auf die freiheitliche demokratische Grundordnung der Bundesrepublik Deutschland blickte Frank Pohl zudem noch mahnend über den Tellerrand: „Das, was wir heute hier machen, wäre beispielsweise in Ungarn verboten.“ Nach der Unterschrift einer gemeinsam erstellten Selbstverpflichtung sprach die Musik: Die Schülerband spielte die Queen-Komposition „Dont stop me now“ sowie „Shallow“ aus dem Film „A Star Is Born“. Damit war die 87. Schule der Vielfalt in NRW jetzt auch offiziell auf den Weg gebracht.
(Erschienen in der Aachener Zeitung, 01.02.2024)